Kulturmarxismus
Kulturmarxismus ist ein politisches Schlagwort der amerikanischen Rechten, das in der Auseinandersetzung mit und Kritik an der kommunistischen Ideologie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion[wp] verwendet wird.
Laut dem Politikwissenschaftler Thomas Grumke[wp] habe die amerikanische neue extreme Rechte eine Umdeutung des Feindbildes vorgenommen, da die klassische Rote Angst[wp] ("Red Scare") nicht mehr funktioniere. Teil dieser Strategie ist es, Kampfbegriffe wie Kulturmarxismus in die Debatte einzuführen. Als Kampfbegriff der amerikanischen neuen Rechten beschreibt Kulturmarxismus einen angeblichen konspirativen Versuch der "Linken", durch Angriffe auf den American Way of Life[wp] die Kultur und Moral der Vereinigten Staaten zu zerstören. Nach der Legende sei der Ausgangspunkt des Kulturkrieges auf die 1930er Jahre zurückzuführen, als eine kleine Gruppe jüdischer Philosophen aus dem Deutschen Reich in die Vereinigten Staaten flüchtete. Diese Vertreter der Frankfurter Schule wurden an der Columbia University[wp] tätig, wo sie eine Form des Marxismus entwickelt hätten, der sich nicht mit dem Wirtschaftssystem, sondern mit der Kultur auseinandersetze. Diese Gruppe habe sich seitdem zum Ziel gesetzt, den weißen Amerikanern den Stolz auf ihre europäische Abstammung und Ethnie auszureden, sowie "christliche" Familienwerte als reaktionär und rückständig darzustellen. Auch werde aus diesem Grund sexuelle Befreiung[wp] gelobt. William Sturgiss Lind definiert neben den Philosophen der Frankfurter Schule auch Feministinnen, Homosexuelle, Multikulturalisten, Migranten und Umweltschützer als feindliche "Kulturkrieger".[1] Ein weiterer wichtiger Vertreter dieser Bewegung ist Pat Buchanan[wp].
Begriffsabgrenzung
Zitat: | «Als "Kulturbolschewismus"[mp] wurde und wird jedes schulmäßig revolutionäre Vorgehen marxistischer Kader-Parteien[wp] bezeichnet, wenn sie den ideologischen und Kampfmustern der 1. bis 3. Kommunistischen Internationale[wp] folgen. Nach einer (sehr verspätet in den deutschen Sprachraum eingedrungenen) von mehreren Wortbedeutungen, ist das Wort "Kulturmarxismus"[mp] demgegenüber als eine - im anglo-amerikanischen Sprachraum länger schon übliche und gängige - Bezeichnung für politische und gesellschaftliche Erscheinungen zu verstehen, die hierzulande seit je als "Neo-Marxismus" oder oftmals auch als "68er-Kulturrevolution"[wp] bezeichnet werden. Damit werden politische Einflußstrategien summarisch bezeichnet, die sich vom weltrevolutionären Modell der Kommunistischen Internationale formell und methodisch - nicht jedoch inhaltlich - verabschiedet haben.» - Metapedia[2] |
Zitat: | «"Hate Speech" ist am Ende nichts anderes als das Tarnwort für die Verletzung des nicht mehr existierenden, aber herbeigesehnten Meinungs-, Wahrheits- und Redemonopols der Presse. Es hat längst nichts mehr mit Hass zu tun, sondern ist der Vorwurf, die Dreistigkeit einer eigenen Meinung und der ungefragten Rede zu besitzen.» - Hadmut Danisch[3] |
Zitat: | «Politische Korrektheit und Kulturmarxismus sind genau dasselbe.» - StevenCrowder[4] |
Zitat: | «Ein anderer Name für kulturellen Marxismus ist Neomarxismus. Diese Theorie besagt, dass die treibende Kraft für die sozialistische Revolution nicht das Proletariat sei, sondern die Intellektuellen. Während der Marxismus weitgehend aus der Arbeiterbewegung[wp] verschwunden ist, blüht die marxistische Theorie heute in der Kultur, in der akademischen Welt und in den Massenmedien. Dieser "Kulturmarxismus" geht auf Antonio Gramsci[wp] (1891-1937) und die Frankfurter Schule zurück.
Die Theoretiker des Marxismus erkannten, dass das Proletariat nicht die erwartete historische Rolle als "revolutionäres Subjekt" spielen würde. Damit die Revolution trotzdem stattfinden kann, muss die Bewegung von den Kulturschaffenden geleitet werden. Die Aufgabe dieser Revolutionsführer ist nicht der gewaltsame Umsturz, sondern der kulturelle Wandel. Wenn dieser bewerkstelligt ist, fällt die Macht gleichsam wie ein reifer Apfel in die Hände dieser Kulturelite. Auf dem Weg zur Machtübernahme durch die Linksintellektuellen müssen die alten Kulturträger beseitigt werden. Dies bedeutet einen langanhaltenden Kampf gegen die bestehende, hauptsächlich christliche Kultur und Moral. Diese gilt es zu zerstören, um dann die orientierungslosen Massen zum Kommunismus als ihr neues Glaubensbekenntnis zu treiben. Ziel dieser Bewegung ist es, eine Weltregierung zu etablieren, in der die marxistischen Intellektuellen das Sagen haben. In diesem Sinne sind die kulturellen Marxisten die Fortsetzung dessen, was mit der russischen Revolution begann.» - Antony P. Mueller[5] |
Verwendung
Die Anschläge in Norwegen 2011[wp] wurden von dem Norweger Anders Behring Breivik unter anderem damit begründet, Norwegen gegen den Islam und den Kulturmarxismus verteidigen zu wollen.[6] Auch der norwegische Blogger Fjordman hat zur Verbreitung des Begriffs Kulturmarxismus in Europa beigetragen.[7]
Zitat: | «Das Buch beginnt mit einem vielsagenden Zitat von Aldous Huxley, welches wohl gut den Begriff des Kulturmarxismus ankündigt:
Was auf den ersten Blick gut klingen mag, täuscht. Denn Utopien, gerade wie sie die 68-Bewegung geschmiedet hat, trübten den Blick für die Realität. Der Marsch durch die Institutionen[wp] ist gelungen, nun wird unter dem Deckmantel der Vielfalt am "Traum" einer "besseren, vereinigten, grenzenlosen Welt, in der alle Menschen gleich sind" geschmiedet. Wer da nicht mitzieht, macht sich im wahrsten Sinne des Wortes der "Diskriminierung" und der "Ausgrenzung" "schuldig". Dass es sich hierbei gewissermaßen um eine neue Religion handelt, wird in dem Zitat von Karl Popper[wp] deutlich: |
Zitat: | «Der Ausdruck Kulturmarxismus findet als antifeministisches Narrativ Anwendung in den Diskursthemen Bevölkerung, Sexualität, Bildung, Familie und Gleichstellung.» - Diskursatlas[9] |
Zitat: | «In jüngerer Zeit ist endlich auch das deutsche Feuilleton dahinter gekommen, dass der "kulturelle Marxismus" den Marxismus Marx-Engels'scher Prägung längst abgelöst hat und auf andere, im Grunde unmarxistische Handlungsstrategien setzt. Diese haben die westliche Gesellschaft ganz ohne proletarische Gewaltanwendung, dafür aber um so wirksamer revolutioniert. In den USA hat man dafür den Begriff "Cultural Marxism" geprägt.» - Die Freie Welt[10] |
Zitat: | «Beim Kulturmarxismus kämpfen linke Ideologen gegen gewachsene gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Identitäten. Das haben sie zwar schon vorher gemacht - von der kommunistischen Revolution[wp] in Russland bis hin zur Kulturrevolution[wp] in China. Doch damals war es nur eine Begleiterscheinung, um die Konzentration der Produktionsmittel in den Händen des Staates zu rechtfertigen.
Heute ist von der Verstaatlichung der Produktionsmittel und vom Kampf der Arbeiterklasse gegen die Ausbeutung durch Industrielle keine Rede mehr. Aber die permanente Kulturrevolution ist geblieben. Sie war das Steckenpferd der neuen Linken in Europa und Nordamerika geworden. Und die linken Intellektuellen, zunächst in Frankreich (zum Beispiel Michel Foucault[wp], Jacques Derrida[wp]) und Deutschland (zum Beispiel die Vertreter der Frankfurter Schule), dann später auch in den USA, machten sich die kulturmarxistische Postmoderne zu eigen. Der ewige Streit der "Unterdrückten" gegen ihre "Unterdrücker" Diese linken Intellektuellen haben den "Narrativ des Kampfes" umgewandelt vom Konflikt zwischen "Arbeiterklasse" und "Bourgeoisie" zum Konflikt der "Unterdrückten" ("Oppressed") gegen ihre "Unterdrücker" ("Oppressors"). Damit war die Büchse der Pandora[wp] geöffnet. Denn überall auf der Welt, wo eine Hierarchie zu erkennen ist, kann man auch einen Konflikt zwischen "Unterdrückten" ("Oppressed") gegen "Unterdrücker" ("Oppressors") herbeireden (siehe hierzu die Erklärungen von Professor Jordan Peterson über Postmoderne und Kulturmarxismus).» - Die Freie Welt[11] |
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Grumke[wp]: Take this country back! Die neue Rechte in den USA., In: Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie?, V.S., Verlag für Sozialwissenschaften 2004, ISBN 3-8100-4162-9, S. 175-181 (Auszug in der Google Buchsuche)
- ↑ Metapedia: Kulturmarxismus
- ↑ Hadmut Danisch: Unter Pressesprechern, Ansichten eines Informatikers am 19. Oktober 2016
- ↑
Hate Speech / Hassrede existiert nicht! (sub) - Übersetzung: Hagen Grell (2. Januar 2017) (Länge: 1:33 Min.) , Original:
DEBUNKED: Why 'Hate Speech' does not exist! - StevenCrowder (7. Dezember 2016) (Länge: 7:10 Min.)
- ↑ Antony P. Mueller: Im Abwärtsstrudel des Kulturmarxismus, Ludwig von Mises Institut Deutschland am 21. November 2018 (Heute sind Teile der Medien, der Universitäten und selbst des Justizsystems in der Hand der Kulturmarxisten. Die Übernahme vollzog sich sanft und schrittweise, so dass der Vorgang kaum große Beachtung fand. Erst in jüngerer Zeit - nicht zuletzt seit Beginn der Flüchtlingskrise - ist die meinungsbildende Macht der Kulturmarxisten unübersehbar geworden.)
- ↑ Thomas Assheuer, Evelyn Finger, Özlem Topcu: Bomben für das Abendland. Eine Analyse von Anders Breiviks terroristischen Programm, Die Zeit am 28. Juli 2011, S. 3f.
- ↑ Fjordman: Schweden: Der Triumph des Kulturmarxismus, 3. Dezember 2008 (Original: Sweden: The Triumph of Cultural Marxism, Brüssel Journal am 9. Oktober 2008)
- ↑ Ulrich Wortberg: Benjamin Kaiser - "Kulturmarxismus", Vera-Lengsfeld-Blog am 26. Februar 2019 (Kurzzusammenfassung wesentlicher Grundüberlegungen des Buches)
- ↑ Kulturmarxismus, Diskursatlas am 27. August 2008
- ↑ Kulturmarxismus: Sozialismus für feine Leute, Die Freie Welt am 15. Mai 2008 (Gastbeitrag von Prof. Dr. Johann Braun, Passau)
- ↑ Kulturmarxismus: Kampf gegen Familie, Tradition, Kultur, Identität und Nation: "Cultural Marxism" - Die permanente Kulturrevolution, Die Freie Welt am 25. April 2008
Querverweise
Netzverweise
"Ideologiekritik: Der Kulturmarxismus", Teil 1, 2, 3, 4 - Om NoX (12. September 2019) (Länge: insgesamt ca. 49 Min.)
- Kulturmarxismus: Marx hätte seine helle Freude an den heutigen Verhältnissen (Interview von Malte Fischer mit Antony Mueller), Wirtschaftswoche am 9. November 2019 (Teil 2 - Diskurshoheit der Kulturmarxisten)
Kulturmarxismus und die Grünen (Roten) - Horst Lüning (18. Februar 2019) (Länge: 44:35 Min.)
Der Linksstaat entlarvt - Ein Interview wie Dynamit - Heiko Schrang und Benjamin Kaiser (17. September 2018) (Länge: 33:43 Min.)
- Kulturkampf: Gender-Lobby und Kulturmarxisten gegen die klassische Familie, Die Freie Welt am 18. Juli 2018 (Mit allen Mitteln wird ein Kulturkampf gegen die klassische Familie geführt. Die Politik ist stark von der Gender-Lobby und Kulturmarxisten getrieben, die unbedingt eine Veränderung der Gesellschaft erzwingen wollen. Permanent wird Druck ausgeübt und die klassische Familie diskreditiert.)
- Kulturmarxismus und Gesinnungsdiktatur statt "offene Debatte": Warum die "offene Gesellschaft" keine "offene Gesellschaft" ist, Die Freie Welt am 26. Juni 2018 (Die "offene Gesellschaft" ist keine "offene Gesellschaft", weil sie in ihrem Kampf für den freien und offenen Diskurs den freien und offenen Diskurs unterdrückt. Linke und Globalisten wollen dieses Paradoxon nicht erkennen. Das ist ihr blinder Fleck.)
"Kulturmarxismus" - Mythos oder legitime Kritik? - KaiserTV (Live übertragen am 19. Mai 2018) (Länge: 48:06 Min.)
Identity politics and the Marxist lie of white privilege - Jordan Peterson (Vancouver, 3. November 2017) (Länge: 151:43 Min.) (mit deutschen Untertiteln)
Identity Politics & The Marxist Lie of White Privilege - Jordan Peterson (Sovereign Nations Conference 2017, hochgeladen am 30. Januar 2018) (Länge: 71:13 Min.) (Identitätspolitik, Weiße Privilegien)
Postmodernism and Cultural Marxism - Jordan Peterson (6. Juli 2017) (Länge: 43:48 Min.) (Postmodernismus)
The Ugly Truth About Cultural Marxism - Faith Goldy[wp] und Stefan Molyneux (1. Juli 2017) (Länge: 65:14 Min.)
Dear Liberals, Democrats and Cultural Marxists - Stefan Molyneux (21. Dezember 2016) (Länge: 22:06 Min.) (Liberal)
- Stefan Blankertz: Was ist eigentlich Kulturmarxismus? Eine Klarstellung, ef-magazin am 13. September 2016
Cultural Marxism and Cultural Studies[ext] - Douglas Kellner (182 KB)
- Was ist Kulturmarxismus?, Morgenwacht am 22. Januar 2015; Erstveröffentlichung: As der Schwerter am 31. Juli 2011
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Cultural Marxism (Schlagwort) (15. Mai 2013) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben. |